What if...

Die Tänzerin Clarissa Omiecienski und die Choreographin Emmanuelle Vinh präsentieren gemeinsam die fesselnde Tanzperformance What if…, die das Potenzial des weiblichen Körpers jenseits patriarchaler Kontexte erforscht.

Das Potential des weiblichen Körpers jenseits patriarchaler Kontexte

Die Tänzerin Clarissa Omiecienski und die Choreographin Emmanuelle Vinh präsentieren gemeinsam die fesselnde Tanzperformance What if…, die das Potenzial des weiblichen Körpers jenseits patriarchaler Kontexte erforscht. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Femizide in Österreich bleibt die Frage nach männlicher Machtausübung von großer Aktualität.

Nach vielen Jahren der Frauenbewegung und dennoch anhaltenden Herausforderungen bietet What if… eine tiefgreifende Reflexion über die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Inspiriert von feministischen Schriften aus dem 20. Jahrhundert bis heute – darunter Solnits “Men Explain Things to Me” und Beauvoirs ”Le Deuxième Sexe” – liefert die Performance eine Bestandsaufnahme.

Silke Grubers eigene Texte bilden einen roten Faden, der durch persönliche und intime Erfahrungen der drei Künstlerinnen die Erzählung durchzieht. Die Aufführung ist eine eindringliche Darstellung von Unterdrückung und zugleich ein leidenschaftliches Plädoyer für Emanzipation. What if… verspricht eine kraftvolle, inspirierende künstlerische Reise, die dazu aufruft, sich weiterhin für Frauenrechte einzusetzen und ein gesellschaftliches Umdenken zu fördern.

© Alena Klinger

What if...

Ein Stück von Emmanuelle Vinh und Clarissa Omiecienski 

Künstlerische Leitung: Emmanuelle Vinh
Tanz/Performance: Clarissa Omiecienski
Musik: Andreas Tentschert
Austattung: Salha Fraidl
Text: Silke Gruber
Texte gesprochen von: Elena-Maria Knapp, Ines Stockner, Madeleine Weiler
Projektion: Lukas Ladner
Lichtdesign: Beto de Christo

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Frei im Theater: „What if …“

Über Frauen und Wäscheleinen

Eine der eindrücklichsten Performances dieses Jahres: die OFFTANZ-Tirol-Produktion „What if …“ von Clarissa Omiecienski und Emmanuelle Vinh, mit der sich das Brux in die Sommerpause verabschiedete.

Das Besondere an OFFTANZ-Tirol-Produktionen ist, abgesehen von deren gesellschaftspolitischer Brisanz und Relevanz, wie sich die jeweiligen Choreograf:innen und Tänzer:innen mit einer geradezu beharrlichen Konsequenz nach jeder Aufführung ihrem Publikum stellen und den Austausch suchen. Was jedes Mal aufs Neue erhellend und im besten Sinne bewusstseinserweiternd ist. Denn so erhält man die fantastische Chance, aus der eigenen Wahrnehmungs- und Zuschreibungswelt auszusteigen, um retrospektiv noch einmal einen Blick aus deren Sicht und Intention auf das zuvor Gesehene zu werfen.

Als ob in jeder Frau ein kleiner Mann sitzt

Bei „What if …“ von Emmanuelle Vinh und Clarissa Omiecienski, also jener OFFTANZ-Tirol-Produktion, mit der sich das Brux dieses Jahr in die Sommerpause verabschiedete, war das insofern spannend, als Omiecienski, die den Abend als Solo-Performerin bestreitet, unbedingt ein explizit feministisches Stück machen wollte. Sie habe da gerade Rebecca Solnits Buch „Men explain things to me“ („Wenn Männer mir die Welt erklären“) gelesen, und es sei ihr zudem mehr und mehr aufgefallen, wie wenig Wissen und Bewusstsein es in breiten Teilen der Bevölkerung zu diesem Thema gibt. Neben Texten der Autorin und Hilde-Zach-Förderstipendiatin Silke Gruber, die von Elena-Maria Knapp, Ines Stockner und Madeleine Weiler gelesen werden, diente darüber hinaus auch ein ganzes Konvolut an feministischen Klassikern von Beauvoir über Woolf bis Butler wie auch fantastische neue Texte als Basis und Inspirationsquelle. Gruber zeigt etwa in Frauen-Dialogen pointiert auf, wie sich Frauen leider allzu gern nach wie vor selbst abwerten, „als ob in jeder Frau ein kleiner Mann sitzt, der sie beobachtet“.

Rote High Heels als Klötze am Bein

So erscheint Omiecienski gleich zu Beginn kopflos: Zum 30er-Jahre-Schlager „Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt“ hüllt sie sich in die verschiedensten Stoffe der auf der Bühne aufgespannten Wäscheleinen, lässt also bewusst nur ihre Beine in roten High Heels spielen. Doch das Gehen und Bestehen in diesen manifesten Abhängigkeitsgefängnissen und so vielen Klötzen am Bein fällt schwer, immer wieder knickt sie um, taumelt, fällt. Die Zahlen, Daten, Fakten, die etwa in der Mitte des Stückes auf weißen Betttüchern eingespielt werden, machen ebenfalls keine wirklich gute Laune. Die schneeweißen Laken haben längst eingetrocknete blutige Flecken. Der Weg in ein selbstbestimmtes Leben erweist sich als Sisyphos-Arbeit. Aber immerhin könnte man ja schon mal damit beginnen, wie Silke Gruber in ihrem Text rät, das eigene Kleinkind immer konsequent den männlichen Besuchern in den Arm zu drücken. Zuletzt wird Omiecienski die Korsage ablegen und einfach so dastehen.

Es liegt noch ein weiter Weg vor uns

„Warum beschäftigt ihr euch als junge Frauen immer noch mit diesen Texten und Themen, die wir schon in unserem Studium gelesen haben“, will eine Frau wissen, die sich als schon älter bezeichnet. Weil es noch nicht vorbei ist und de facto keine Lösung gibt, antworten Vinh und Omiecienski. Wir drehen uns also irgendwie im Kreis. Das ist beklemmend. Und wenn ein älterer Mann im Publikum meint, dass das Niedlich- und Kleiner-Machen von Frauen ja nicht wirklich frauenfeindlich sei, er also letztlich wieder darüber befindet, wie Frauen etwas wahrzunehmen haben, dann wird einem tatsächlich schmerzlich bewusst, was für ein weiter Weg noch vor uns liegt. Ein mutiger und wichtiger Abend.