aus ein an der

Eine Produktion von OFFTANZ Tirol

Eine Annäherung an die Nicht-Berührung, ein Spagat zwischen Wissen und Wollen, ein Tanz auf der Richtlinie und ein planloser Fall ins Verlangen. Ungehemmt und unverfälscht bewegen sich die Performer*innen manchmal am Rande, manchmal Mittendrin, aber immer auf der Suche nach dem Nachspüren rarer Berührung.

Ein poetisches Stück mit starken Bildern

Aus ein an der ist ein Stück, das sich auf universelle Art und Weise mit zwischen-menschlichen Beziehungen auseinandersetzt und sich gerade jetzt durch die Aktualität der Pandemie am Puls der Zeit bewegt.

Es geht um Verlangen nach Berührung, um spüren, zurückweisen und zurückgewiesen werden. Die Berührung ist zentrales Thema des Stückes, an die sich die Tänzer auf verschiedenen Wegen herantasten: Sie zeigen Berührung, sie machen sie hörbar und für das Publikum spürbar.

Das Stück beleuchtet die isolierten, einsamen Momente, die in einer digitalisierten, ich-bezogenen, pandemiegebeutelten Gesellschaft entstehen. Die Tänzer stellen Dreier- und Viererbeziehung dar, die sich durch zarte Berührungen und Blicke zu einer bis zum Zerreißen spannungsgeladen Performance entwickeln. 

Aus ein an der ist ein poetisches Stück, das mit starken Bildern arbeitet. 

hören, sehen, fühlen

Die Berührung wird hörbar gemacht, indem sich die Tänzer*innen in Latex und in mit Klettverschluss benähten Kostümen kleiden und ihre Berührungen quietschen oder knirschende Geräusche machen, die verschiedene Assoziationen wecken.

aus ein an der beleuchtet die isolierten, einsamen Momente, die in einer digitalisierten, ich-bezogenen, pandemiegebeutelten Gesellschaft entstehen. Diese werden im Stück mit Mitteln der seriellen Musik, die gleichsam als Spielregeln der Szenen fungieren, dargestellt: die Musik und der Tanz folgen den gleichen Prinzipien, es gibt gewisse Rhythmen, Bewegungen und Muster, die befolgt werden.

Dies resultiert in einem maschinellen Eindruck, der sich durch eine stetige Zunahme der Geschwindigkeit verstärkt, bis hin zu einem Punkt, an dem die Tänzer*innen der Musik und dem Rhythmus physisch nicht mehr folgen können, bis sie ausbrechen wollen und Aggression und Wahnsinn entsteht.

Im Kontrast dazu fallen in einer anderen Szene Federn, als Symbol für zarte/vorgestellte Berührungen, auf die Tänzer*innen. Diese Federn werden dann von den Tänzer*innen mit einem Laubbläser ins Publikum geblasen. Durch den Wind und die auf sie herabfallenden Federn wird die Berührung für das Publikum erlebbar gemacht.

© Daniel Jarosch

aus ein an der

Eine Produktion von OFFTANZ Tirol

Choreographie: Emmanuelle Vinh
In Zusammenarbeit mit: Michael Gross, Tamara Maksymenko, Kamil Mrozowski, Clarissa Omiecinski
Live Musik: Andreas Tentschert

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TANZ.IM.OFF: Das Neue Festival für zeitgenössischen Tanz

Sechs Tage Tanz im OFF-Theater Wien. Die Eröffnung dieses Neuen Festivals für zeitgenössischen Tanz gestalteten DANS.KIAS mit dem Preview ihres Stückes „fragments of desire“, das im Jänner 2024 in seiner Vollversion an selber Stelle zu sehen sein wird, und OFFTANZ Tirol mit ihrer bereits 2021 entstandenen Arbeit „aus ein an der“, den Abschluss Tanz Company Gervasi mit „STÄBCHEN“ und Cie.tauschfühlung mit „buffer overflow“.

Kuratiert von Bianca Anne Braunesberger und Ernst Kurt Weigel und in dessen OFF-Theater umgesetzt, konnte dieses Festival nach innerpandemischen ersten Schritten nun erstmals in vollem Umfang über die zwei Bühnen des Hauses gehen. First Showings, Wiederaufnahmen und Premieren, sechs Abende mit insgesamt 11 Vorstellungen von acht Arbeiten zeigten einen Ausschnitt aus der ungeheuren Bandbreite von Positionen im zeitgenössischen Tanz. […]

Es ist eine Frage der Existenz, des Weiter-Bestehens als Mensch, der sich auf ihre Weise auch die Choreografin Emmanuelle Vinh mit ihren vier TänzerInnen Michael Gabriel Gross, Kamil Mateusz Mrozowski, Betty Pester und Clarissa Omiecienski in ihrer einstündigen Arbeit „aus ein an der“ widmet. OFFTANZ Tirol wird von Live-Musik begleitet, erklärt die Choreografin in ihrer kurzen Einführung vor der Performance. Der Jazz-Pianist und Pädagoge für Psychoanalyse und Jazzklavier Andreas Tentschert sitzt derweil schon an seinem Pult. Neben den Tasten blinkt Elektronik. Er gestaltet den Sound äußerst variabel. Klavier und Elektronik, Rauschen und Zwitschern, perkussive Rhythmen, E-Gitarren und vibrierendes E-Piano, zurückhaltend in die Performance eingebaut. Man spürt das gemeinsame, gleichzeitige Erarbeiten des Stückes.
Die Schatten zweier nackter menschlicher Körper nähern und entfernen sich voneinander. Flüchtig sind ihre Berührungen. Damit ist das Thema eingeführt, das sie tänzerisch-performativ untersuchen. Zwar von der pandemie-induzierten Isolation inspiriert, der Mensch zurück geworfen auf sich und nur mittelbar zu Kommunikation und Kontakt fähig, heben sie ihr Thema aus diesem Kontext heraus in eine allgemein-menschliche Dimension.

Als würden sie physische Berührung erst (wieder) lernen müssen, lehren sie sie einander, ungemein zärtlich, voller Sehnsucht und Empathie. Sie schauen in ihre leeren Hände. Was haben wir also? Was bleibt uns denn noch? Jazziges Klavier, mechanisch ihr Tanz, in dem sie sich spiegeln, sich annähern, berühren und zurückweisen. Sie kopieren Gesten, fühlen sich atomisiert, beschleunigen, die Dynamik nimmt zu, sie verlieren die Kontrolle, stürzen ins emotionale Chaos.
In poetischen Bildern tanzen sie die Pandemie in uns, erzählen von dem ewigen Drama, das von einem Virus in die Sichtbarkeit gedrückt wurde. Auch wenn man einfache Antworten auf Schuldfragen zu kennen glaubt: Es war und bleibt in uns, das Virus der Vereinzelung. Diese Wohlstands-Seuche auf pandemischem Niveau hält leider auch kein wundervoll getanztes, mit Humor und kräftigen Bildern choreografiertes Tanzstück, wie „aus ein an der“ eines ist, auf.

Psychokrisen nach der „Hamletmaschine“

Gelungener Auftakt des Festivals „Tanz im Off“im Wiener Off-Theater

[…] Im zweiten Teil des Eröffnungsabends stellte sich die Innsbrucker Gruppe Off Tanz Tirol mit aus ein an der erstmals in Wien vor. Das Stück der Wahlösterreicherin Emmanuelle Vinh beginnt mit einer klaren, elaborierten Choreografie der komplizierten Verhältnisse zweier Frauen und zweier Männer zueinander.

Emotionale Deformationen

Sobald dieses Gespinst zu reißen beginnt, schwenkt Vinh zu einem kindlich anmutenden Grotesktanz. Das kann als satirische Anspielung auf den verbreiteten Zustand der Beziehungsstrukturen in unserer Gesellschaft gelesen werden: Allzu oft zeigen ja simple Machtspiele, kindische Trotzreaktionen und aberwitzige Ausbrüche die bedenklichen Zustände unserer Psychen.

Immer wieder zerrt bei aus ein an der das makaber künstliche Lachen einer Tänzerin an den Nerven des Publikums. Und wenn die Figurenim Stück die Münder aufmachen, kommen ihnen nur Zahlen über die Lippen. Logisch beinahe, dass dieses Desaster in einem penetrant narzisstischen Spaß mündet. Möglicherweise öffnet Vinh so den Blick auf jene emotionalen Deformationen, die dazu führen, dass – um wieder auf Hölblings Heiner-MüllerTitel zurückzukommen – „something rotten“ ist in unserem verbleichenden Zeitalter der Hoffnung.