The Collapse
Eine narrative Performance
Ein Tanzstück aus der Zukunft, welches Antworten für unser hier und jetzt sucht. Eine Archäologie über das, was wir hätten sein können.
Eine narrative Performance
Ein Tanzstück aus der Zukunft, welches Antworten für unser hier und jetzt sucht. Eine Archäologie über das, was wir hätten sein können.
Es ist das Jahr 2525 und die Menschheit sitzt in den Trümmern ihrer eigenen Klimapolitik. Wer überlebt hat, sucht nun verzweifelt Schutz vor Wetterextremen und Pandemien. Die meisten bleiben für sich, denn die Fehler der Vergangenheit haben den Menschen misstrauisch gegenüber sich selbst gemacht. Der Mensch ist nun selbst sein größter Feind.
Nur wenige wagen sich noch in die nun Lebensgefährlichen Regionen der vormals großen Zivilisationen. Das Stück begleitet einen einsamen Nomaden auf seiner Suche in den Ruinen der Vergangenheit. Doch statt Antworten findet er dabei vor allem alte Geister.
© Alena Klinger | Titelbild © Dino Bossnini
The Collapse
Eine narrative Performance
Regie: Lukas Ladner
Choreographie: Emmanuelle Vinh
Kostüm / Bühne: Linda Hofman, Lena Kalt
Tanz / Performance: Walter Singer, Chiara Scharler
Live-Musik: Walter Singer, Andreas Tentschert
Mensch und Monster
Mit dem Kontrabass durch die Katastrophe: Die Performance „The Collapse“ lässt staunen und schaudern
Die neue Produktion von OffTanz Tirol ist eine beeindruckende Auseinandersetzung mit dem, was der Welt droht. Am Donnerstag kam sie im Innsbrucker Brux zur Uraufführung. Dort steht sie nur noch zweimal auf dem Spielplan.
Innsbruck – Es gibt praktischere Gepäckstücke als einen Kontrabass. Nach der Apokalypse ist es allerdings durchaus ratsam, wenn man einen Kontrabass dabei hat. Man schleppt zwar schwer daran, aber immerhin kann man den riesigen Rücksack, in dem das Instrument steckt, nachts in lebensfeindlicher Landschaft zum Schlafsack umfunktionieren. Außerdem kann man mit dem Kontrabass wunderbare Klagelaute in die Leere spielen. Das macht die Ruinen nicht lebenswerter. Aber die, die überlebt haben, fühlen sich immerhin ein bisschen weniger einsam.
Die Kipppunkte auf dem Weg in die Katastrophe
„The Collapse“, die neue Produktion von OffTanz Tirol, spielt nach dem Kollaps. Ein Musiker (Walter Singer) zieht, wie einst Mad Max, durch düstere Düsternis. Es staubt, raschelt, knarzt und hallt bedrohlich (Musik und Klangkulisse: Andreas Tentschert). In einer Industriebrache, einem früheren Sweetshop vielleicht, macht er halt. Weil die Gegenwart grausam und die Zukunft finster ist, schaut er zurück, flüchtet sich in den Bändersalat alter Videos und in die Zeit vor der Verwüstung. So lassen sich auch für die Zuschauer die Kipppunkte auf dem Weg in die Katastrophe nachvollziehen.
Die Energie für den Rückblick rupft der Überlebende aus dem Boden. Woher sie wirklich kommt, erklärt sich nach und nach. Zu viel sei hier nicht verraten. Nur dass ein geisterhaftes Wesen damit zu tun hat, ein tanzender Müllsammler, ein postapokalyptischer Percht (beeindruckend performed von Chiara Schaller). Das Monster – einäugig, zottelig – ist, man kennt die Konstellation aus gängiger und großartiger Science-Fiction, vielleicht gar keines. Und der Mensch mutmaßlich schon.
Starke Choreografie in beinahe filmischen Welten
Das Mit- und Gegeneinander der beiden Figuren ist von Emmanuelle Vinh großartig choreografiert: Es gibt zögerlich-tastende Suchbewegungen, wilde Ausbrüche, rührende Ratlosigkeit und grausame Körperlichkeit. Regisseur Lukas Ladner und die Ausstatterinnen Linda Hofman und Lena Kalt kommen vom Film. Das sieht man der bildstarken Produktion nicht nur an, man merkt es auch auf den Erzählebenen: Es wird zurückgeblendet und vorausgeahnt. Die Dramaturgie des Stückes ist nicht unbedingt originell, aber außerordentlich effektiv: Man hängt an den Figuren, folgt ihnen, fürchtet sich mit und vor ihnen, schaut und staunt.
Das einzig Negative, das über „The Collapse“ gesagt werden muss: Diese kluge und trotz ihres Themas beglückende Produktion ist nur noch zweimal – am Freitag, 21. März, und Samstag, 22. März – im Innsbrucker Brux angesetzt.